Corona-Krise Update KW17
Schon wieder eine Woche rum. Ein Virus hält die Welt in Atem und veranlasste letzte Woche sogar Angela Merkel zu einer Wortneuschöpfung: Lockerungsorgien. Gemeint ist die nach außen teils unkoordnierten Lockerungen in den verschiedenen Bundesländern. Einerseits bleibt es streng, anderswo wird es lockerer. Bayern vs. NRW zu Beispiel. Solch eine Rüge hatten sich die Ministerpräsidenten kollektiv wohl noch nicht eingefangen.
Parallel entstand unter hartem Ringer der EU Rettungsschirm. Den wir in diesem Infopunkt näher aufschlüsseln. In Deutschland wird derweil gegen das unrechtmäßige abgreifen von Hilfspaketzahlungen vorgegangen. Teils haben gefälschte Websites die Daten von Unternehmen abgefangen und diese Information genutzt, um unrechtmäßig Hilfszahlungen umzulenken.
Es zeigt sich in neuesten Studien in Italien, Spanien und den USA, dass COVID-19 weit mehr ist als der Auslöser für Lungenentzündungen. Die Krankheit scheint, zumindest in ein paar untersuchten Fällen, zu Langzeitschäden der Lunge zu führen und zudem gerade bei jüngeren Infizierten, die keine oder kaum Symptome zeigen, Schlaganfälle auszulösen. Es ist also offensichtlich, dass niemand leichtfertig mit COVID-19 umgehen sollte. Angesichts dieser Erkenntnisse und der Erfahrung aus Singapur, wo sich das Virus nach anfänglich erfolgreicher Eindämmung nun plötzlich fast expolsionsartig ausbreitet, wird klar, dass die Menschheit erst am Anfang steht und aktuell lernt, wie damit umgegangen werden kann. Der deutsche Weg scheint angesichts offiziell niedriger Todesraten recht erfolgreich – umso seltsamer scheinen aus medizinischer Perspektive die Rufe nach Lockerungen, schließlich schneidet auch niemand seinen Fallschirm ab weil der einen gerade abgebremst hat. Aus ökonomischer und sozialer Perspektive werden die Lockerungen diskutiert, insbesondere wirtschaftsnahe Kommentatoren sprechen sich für Lockerungen aus und das andere Lager steht eher bei den Virologen. Ethikrat, Philosophen und Staatsrechtler sind in den Diskurs eingebunden und ein Ergebnis bleibt noch abzuwarten. Sollte sich eine zweite Welle des Virus ausbreiten wird diese Deutschland aber wohl wieder in den Lockdown zwingen – denn zwar ist es richtig, dass die Menschenwürde über allem steht, das Leben aber nicht, dabei ist aber auch die Würde der Mediziner und der Sterbenden mitzudenken, die bei einer Überlastung des Gesundheitssystems nicht gegeben ist.
Die Schweden beginnen aktuell stark an ihrem Weg des weitgehend offenen gesellschaftlichen Lebens zu zweifeln. Erst erwiesen sich die eigenen Studien als fehlerhaft und dann steigen auch noch die Infektions- und Todeszahlen an.
In den USA treibt es Donald Trump aus europäischer Sicht recht bunt und empfielt die Injektion von Desinfektionsmittel doch mal auszuprobieren – will es anschließend aber nicht so gemeint haben. Im Corona-Hotspots New York soll bereits jeder Fünfte mit dem Virus infiziert sein und da sind die Todesmeldungen nicht verwunderlich. Darüber hinaus legt das Virus die krassen Ungleichheiten innerhalb der Bevölkerung gnadenlos offen. Wer arm und ausgegrenzt ist, wird mit 10fach höherer Wahrscheinlichkeit an COVID-19 sterben.
Außenpolitisch wendet sich aktuell die westliche Welt gegen China. Falschinformation, Manipuliation und Lügen werden den Chinesen vorgeworfen. Die wehren sich und versuchen das schlechte Image loszuwerden. Vor ein paar Wochen sahen Kommentatoren China noch als Gewinner der Krise, wenig Tote durch entschiedenes Handeln, diese Einschätzung hat sich jedoch umgekehrt. Es wird mit harten Bandagen gekämpft und im Grunde geht es dabei um wirtschaftliche und sicherheitspolitische Interessen. Der Westen sieht, so zumindest Beobachter, die Chance gekommen viele der nach Asien abgewanderten Produktionsstätten zurück zu holen. Osteuropa macht sich schon bereit und die jüngsten Fortschritte in der Automatisierungstechnik könnten, Kommentaren zufolge, der Auslöser für ein globales Umdenken sein. Ob das eine positive oder negative Entwicklung ist, bleibt völlig offen und hängt stark von persönlichen politischen Werten ab.
Soviel dazu heute – nächste Woche wieder mehr.