Corona-Krise Update KW 16
Corona-Krise Update 3
Aufbruch. So könnte man die Stimmung im Land beschreiben. Denn an diesem Montag dürfen die ersten Einzelhändler wieder öffnen. In vielen Bundesländern liegt die Grenze dafür bei 800 Quadratmeter Ladenfläche – Ausnahmen für Buchläden, Fahrradhändler und andere. Während sich die einen ihrer wiedergewonnen Freiheit erfreuen, ärgern sich andere über die – ja sagen wir es – etwas merkwürdigen Regeln wer seinen Laden aufmachen darf und wer nicht.
Und wieder andere, bei all der Euphorie und Frühlingswonne eher ungehörte Gruppe, sorgen sich: Sind wir schon soweit? Ist eine Lockerung der Maßnahmen angebracht? Politiker und Wissenschaftler argumentieren an dieser Stell gerne mit Zahlen. Also sollten wir hier an dieser Stelle auch ein paar wichtige Zahlen nennen:
– Mitte April gab es mehr als zwei Millionen Covid-19-Infizierte
– Auch in Deutschland werden täglich etwa 2.500 Neuinfektionen gemeldet. Deutschland zählt nach wie vor zu den fünf Ländern mit den meisten Infektionen. Die gute Nachricht: Es werden täglich weniger Neuinfektionen gemeldet.
– Dadurch liegt die Reproduktionszahl R0 für Deutschland mittlerweile unter eins. Aktuell liegt sie bei 0,7. Das heißt, zehn Infizierte stecken nur noch sieben Personen an (oder: Ein Infizierter steckt 0,7 Personen an, was in der Realität nicht geht.)
So schön Zahlen an dieser Stelle auch sind, sie sind tückisch. Denn sie sind nicht wirklich aktuell. Es braucht schon ein Weilchen, bis die Informationen vom Gesundheitsamt vor Ort über das Bundesland bis zum Robert Koch-Institut in Berlin weitergeleitet werden. Deswegen kommt es auch immer wieder zu Nachmeldungen. Wer also genau wissen will, wie es um Deutschland zahlenmäßig steht, sollte eine Woche warten, argumentiert der NDR in einer Datenanalyse.
Die nackten Zahlen sind also mit Vorsicht zu genießen. Und doch sind sie die maßgebliche Grundlage, um über Maßnahmen und Lockerungen dieser zu entscheiden.
Seit dem ersten bestätigten Covid-19-Fall Anfang April nehmen indigene Völker in Brasilien ihren Schutz selbst in die Hand. Denn es besteht die Gefahr, dass sie durch das Coronavirus ausgelöscht werden. In kleinen Gruppen wollen sie sich tief im Wald verstecken – dadurch haben sie sich schon früher vor Epidemien geschützt. Das Coronavirus könnte ähnlich gravierende Auswirkungen haben wie andere ansteckende Krankheiten, beispielsweise die Masern.
Das ist kein Aufruf, sich jetzt im Wald zu verstecken. Aber trotz der Aufbruchsstimmung auch an das zu denken, was noch kommen könnte: eine zweite Infektionswelle, eine erneute Quarantäne, wieder härtere Maßnahmen. Deswegen sind unsere Solidarität, Disziplin und Vorsicht auch weiter gefragt.
Wir haben uns derweil wieder in den Informations-Dschungel begeben und unserer Map zwei neue Infopunkte hinzugefügt: Jetzt, wo alle über den sogenannten Exit aus dem Corona-Lockdown sprechen, ist es Zeit, diesen Punkt aufzunehmen. Noch ist es nur ein kleiner Punkt, der in den nächsten Tagen und Wochen größer werden wird. Wir behalten das natürlich im Auge.
Außerdem haben wir uns noch einmal die Soforthilfe-Programme der Bundesregierung angeguckt – in unserem ersten Corona-Update haben wir die offiziellen Maßnahmen bereits angesprochen. Nach viel Euphorie sind nun auch einige Probleme bekannt: Selbstständige, die keine Betriebsräume und somit keine laufenden Betriebskosten haben, haben keine Ansprüche auf die Soforthilfe und werden an die Grundsicherung verwiesen. Zudem sind einige Betrüger unterwegs, die Daten von Antragsstellern abgreifen. Gegen die Betrüger wird vorgegangen. Auf Europäischer Ebene wird nach wie vor über Eurobonds gestritten.
Bleibt weiterhin gesund.